Informationen, Konzepte und Materialien zum Interkulturellen Musikunterricht

Modell 7. Popmusik als multikulturelles Phänomen oder als Einstieg in interkulturelle Musikerziehung

Jazz und (internationale) Popmusik sind insofern „multikulturell", als sie heute „auf der ganzen Welt" präseniert und gehört - und weitgehend auch praktiziert - werden. Joachim Ernst Berendt beispielsweise hat den Jazz als "Weltmusik" interpretiert. Das Verständnis von „außereuropäischer Musik" hat sich von dem Verstehen traditioneller Musikkulturen zum Verstehen des vielfältigen Musiklebens in außereuropäischen Gesellschaften gewandelt. Fast in allen Ländern der Welt gibt es neben der "globalisierten" Popmusik auch lokal "eingefärbte" Popmusik. Es gibt hierbei drei musikpädaogisch relevante Richtungen:

  1. Den Wesenskern der massenmedialen Popmusik machen typisch nicht-europäische musikalische Erfahrungen aus, allen voran die afrikanische Rhythmuserfahrung und bewußtseinsverändernde Trance-Erfahrungen.
  2. Die Verpoppung traditioneller, außereuropäischer Musik durch „authentische" Musikgruppen (die zum Teil in Europa leben und wirken), ist ein gutes musikpädagogisches Modell für den Unterricht.
  3. Die "außereuropäische" Popmusik ist nicht nur ergänzend zur traditionellen zu behandeln, sondern auch als schülerfreundlicher Einstieg in außereuropäische Musikkulturen überhaupt.
Unter dem Aspekt der interkulturellen Musikerziehung kann noch ins Feld geführt werden, daß die meisten Kinder und Jugendlichen in der BRD eher Popmusik als traditionelle Musik ihres Herkunftslandes hören. (Vgl. hierzu auch Thema „Migrantenmusikkultur".) Es gibt nur wenige musikpädagogische Konzeptionen, die das unter Punkt 1 bis 3 genannte Potential wirklich genutzt und umgesetzt haben. Außereuropäische Popmusik als Musiziermodell für Schulklassen gibt es in jüngster Zeit ansatzweise. Wortführer für den Ansatz von Punkt 1 ist Volker Schütz (1987, 1992). Insbesondere Schütz 1997. Fast immer enthalten nicht-US-konforme Pop-Titel einen politische Kern. In meinen Publikationen jedenfalls habe ich hierauf großen Wert gelegt (alles in den "Grünen Heften" des Lugert-Verlages): Libanon ("Taxi"), Syrien ("Pa pa pa"), Australien ("Dead Heart"), Syrien ("Yarmouk"), Türkei ("Say's Violinkonzert"), Ukraine ("Kalyna").  NB Das Thema ist gegenüber dem Thema „Weltmusik als Unterrichtsthema" und „Migrantenmusikkultur" abzugrenzen! "Popmusik mit Migrationshintergrund" (Barth 2010) gehört eher zum Modell "Migrantenkulturen".