Multicultural Music Education

English Information on German "Interkulturelle Musikerziehung"

compiled by Wolfgang Martin Stroh (Oldenburg, Germany)

The (German) Concept of Multicultural Music Education (MME)

Attention: (1)The term "multicultural music education" is not in generalor common use in Germany, where the general term is "intercultural music education", thus "multicultural music education" means something very special. The term was first used by Wolfgang Martin Stroh in the program of the AfS-Congress 2002 Berlin in a key note paper ( download here!). (2)The political situation from which this term and the concept, which had this name, see "actual situation". It was the time, when almost alle political parties said, that "Multikulti" (nickname for "multiculturality") started to say, that multiculturality leads to so called "parallel societies" and hinders integration. Even feminist Turkish writers wrote about the "Multikulti-Irrtum" (that multiculturalism was an error), and they meant, that State and society have been too tolerant against the islamic violations of the law. (See No. 11 of the "models" of intercultural music eduation. (3) The concept of "multicultural music education" is nevertheless rather simple, and accepts the status quo without saying, that this ist the best status. It is realistic, and points out some desiderata of actual German music education.

Aims of MME

in general:

multicultural competence of acting

specific musical:

how music works ("functions")

Contents (subjects of MME)

The Three-Step-Method of MME

  1. first some basic experiences with musical archetypes, which all students are acquainted with (this is called the "intersection-period"),
  2. second experiences with foreign cultural aspects within a role, i.e. playing foreign or unknown musical situations acting like people, who execute music, but stillknowing that this is not the reality but a acting roles,
  3. third a transfer into Germany, considering how this music appears in Germany (by media, by migrants, by adaption etc.) und asking, what the globalization means to our culture.
  4. An example of this three-step-method can be seen here (international workshop in Turkey).

    Why is this concept called "Multicultural Music Education?

    This is a concept, which is made for a multicultural society. The aim is "multicultural competence". Globalization is considered as being part of Germany. Foreign cultures are considered in their original context only within "acting in roles", i.e. with full conscience, that it is "foreign" and not "own". Students learn to "handle" the many different cultures, which are present within Germany, they learn about their origin and about the function these cultures have within the multicultural context of Germany.


    This Concept is connected with five major questions (for research):

    Question in English, answer in German.

    What does multiculturality in Germany look like?

    Die Multikulti-Debatte der 90er Jahre war durch 3 Standpunkte geprägt: 1. Innenminister Kanther: "Wir wollen keine multikulturelle Republik, denn dies bringt viel Leid über die Menschenm, wie der Balkan zeigt". 2. Heiner Geißler: "Wir müssen nolens volens anerkennen, dass die BRD multikulturell ist und lernen, damit irgendwie umzugehen." 3. Cohn-Bendit: "Die Multikulturalität - ich kann das Wort schon nicht mehr hören! - ist eine echte Chance für die Weiterentwicklung der Bundesrepublik". Durch das "Zuwanderungsgesetz" 2005 schien die Multikulti-Debatte abgeschlossen. "Multikulti" wurde abgelöst durch das Konzept der Integration: statt einer multikulturellen Gesellschaft soll die BRD eine "integrierte" Gesellschaft werden, in der die üblichen Freiheitsrechte für alle gelten ("gleiche Bildungschancen für alle" und "freie Fahrt ohne Speedlimit für alle im Porsche - falls vorhanden"). Dennoch geht auch das bundesweite Integrationsprogramm von 2007 davon aus, dass die BRD multikulturell ist. Im Unterschied zu früher jedoch wird dieser Zustand als ein zu beseitigender betrachtet.

    Wir erkennen erst allmählich die Fakten und können diese auch zumeist noch nicht auf dem Hintergrund der soziologischen Multikulti-Diskussion einschließlich jener aktuellen Multikulti-Kritik, die nicht von deutschtümelnder Seite kommt, in einer musikpädagogisch relevanten Weise interpretieren. Beispielsweise ist die Wandlungen von der "Deutschtürken-" zur "Osteuropa-Migration" sowie den diversen "Flüchtlings-Migranten" noch nicht in die musikpädagogische Forschung und Diskussion eingedrungen .

    Inzwischen - 2011 - kommt der Terminus wieder in Umlauf unter der charakteristischen Bezeichnung "Multikultur 2.0" (anlässlich von zwei Kongressen im Berliner Haus der Kulturen 2010/11). Dabei wird ein dynamischer und konstruktivistischer Kultur-Begriff verwendet, der nicht mehr zu den Horrovorstellungen von Parallelgesellschaften führen kann und sowohl das Miteinander der Menschen als auch die Identität einer einzelnen Persönlichkeit betrifft (vgl. Stroh's Plädoyer für eine "multikulturelle Identität" aus dem Jahr 1999): "Kultur ist der Gesamtkomplex kollektiver Sinnkonstruktionen, Denkformen und Bedeutungen, der sich imn Symbolsystemen manifestiert ... ein Vorgang der Selbstauslegung und Bedeutungskonstruktion" (nach Susanne Stemmler "Multikultur 2.0", Göttingen 2011 - ebenso bei Dorothee Barth im Buch "Ethnie, Bildung oder Bedeutung?", Augsburg 2008, Kapitel 4).

    What do we really know from the cultures of the world?

    Hier hat die englischsprachige Literatur viel Fakten gesammelt (Cultural Studies), wir haben diese aber für die deutschsprachige Musikpädagogik noch nicht hinreichend aufgearbeitet. Ein Pendant zu den US-College-Books von Jeff Todd Titon (seit 1996), Kay Kaufman Shelemay (seit 2001) oder Terry E. Miller (2009) gibt es im deutschsprachigen Raum noch nicht. Das einzige Werk, das in deutscher Sprache die gesamte Weltmusik darstellt, ist der Rough Guide "Weltmusik" (Metzler-Verlag 1999), der jedoch vollständig am globalen Schallplattenmarkt orientiert ist. In den US-College-Büchern (die angesichts der verpflichtenden "World-Music-Kurse in den beiden ersten Studiensemestern des Musikstudiums abgefasst sind) geht es nicht mehr darum, aus einer Weltmusikkultur ein Segment authentischer Folklore oder international bekannter Goetheinstitut-Kunstmusik herauszugreifen, sondern zu versuchen, die Vielseitigkeit und Widersprüchlichkeit, die Dynamik und die Brüche angesicht der Globalisierung jener Weltmusikkulturen abzubilden.

    What is meant by the competence of "multicultural activity"?

    Das uns vertraute Phänomen der "musikalischen Identität" (zentral in allen Musik-Sozialisationstheorien der 80er/90er Jahre) wird durch etwas Neues abgelöst, das wir noch nicht hinreichend kennen, auch wenn es schon oft beschrieben worden ist: die "multikulturelle Persönlichkeit". Welche Strukturmerkmale hat diese Persönlichkeit, was ist gut und schlecht daran? Die aktuelle Integrations-Debatte geht immer noch von einer weitgehend monokulturellen Persönlichkeit aus. Seyran Ates propagiert im Buch "Der Multikulti-Irrtum" diese Art Persönlichkeit unter der Bezeichnung "transkulturell". Diese Eigenschaften hat ein Mensch, der bi-kulturell ist, zwei Sprachen fließend spricht und sich selbstbestimmt der Elemente zweier Kultureninner Deutschlands bedient, wobei aber immer noch das BRD-Grundgesetz als Handlungsbasis gilt.

    What are the "basic experiences"?

    Die als "Schnittstellen" geeigneten Basiserfahrungen liegen tiefer - eventuell archetypischer - als kulturell geformte Lieder und Tänze, als die konkreten musikalischen-kulturellen Manifestationen. Sie können einerseits aus einer Elementarisierung von kulturell Vorgeformten entstehen oder andererseits aus künstlichen Konstruktionen wie TaKeTiNa im Rhythmischen oder die Klangarchetypenlehre im Klanglichen. Hier beherrscht noch Skepsis und Unsicherheit das musikpädagogische Feld. Siehe die "eine welt musiklehre"!

    How can the concept be evaluated and proofed?

    Forschungsfragen zum vorliegenden Konzept (Unterrichtsforschung): Wie und was tragen die "Basiserfahrungen"? Wann funktioniert der "Schutz der Rolle" und was ist dabei erfahr- und lernbar? Wie wird der Transfer vollzogen?