Informationen, Konzepte und Materialien zum Interkulturellen Musikunterricht

aktuelles

Praxisberichte

Seit 2015, als diese Rubrik eröffnet worden ist, sind (bis Ende 2022) so viele Projekte bekannt geworden, dass hier nur noch exemplarische Beispiele aufgeführt werden können. Daher empfehlen wir die Link-Seiten des Musikrates hinzuzuziehen.

Die Seite ist aufgegliert in:
Lieder von Flüchtlingen - Musizieren mit Flüchtlingen - Der Deutsche Musikrat - Musik und Sprachförderung - Sonstiges.

Lieder von Flüchtlingen

2022. Siehe unsere Spezialseite "Ukraine 2022"!

2019. Hayat Chaoui: Das KIWI Liederbuch. 80 Kinder- und Wiegenlieder aus aller Welt. Helbling-Verlag mit Doppel-CD, 2019 erschienen. Das Liederbuch ist sehr schön gestaltet, ordnet die Lieder nach Themenkreisen, enthält auch Stichwortverzeichnisse zu allen verwendeten Sprachen, den Liedertiteln, den Liedanfängen, den auf den CDs enthaltenen Lieder sowie eine Weltkarte, auf der die vorkommenden Lieder markiert sind. Zu den Liedern selbst formuliert die Autorin kurze Kommentare. Die Arrangements auf den CDs sind schmissig und nach westlichem Kinderpop-Muster gestrikt. Ich empfehle daher, die Lieder zusätzlich in Youtube in einem Original aufzusuchen, das bisweilen noch eine andere "Stimmung" vermittelt. Da die Autorin, die Gesangslehrerin in Wuppertal ist, einen marokkanischen Migrationshintergrund hat, sind vor allem die zahlreichen arabischen Lieder sehr authentisch eingesungen. Insgesamt finden sich unter den 80 Liedern vier aus Marokko, eines aus Algerien, eines aus Tunesien, zwei "arabische Lieder" aus dem Libanon (die also auch in anderen Ländern, vor allem Syrien, bekannt sind), zwei aus dem Iran, drei aus der Türkei. Ob die fünf afrikanischen Lieder auch Kindern aus den Herunftsländern von Flüchtlingen bekannt sind, kann ich nicht beurteilen. Die deutschen Übersetzungen sind gut gereimt, weichen jedoch bisweilen extrem vom Original ab.

2018. Julia Erche und Alexander Jansen haben 17 Lieder sowie Tänze und Spiele von Flüchtlingskindern gesammelt und 2018 in einem zweiten Buch veröffentlicht: "Ich habe meine Märchen mitgebracht", das im Don Bosco-Verlag erschienen ist. Neben Noten und Spielanleitungen gibt es auch eine CD, für die zahlreiche Titel sehr schmissig eingespielt sind. Wer das Buch kauft, kann die Noten und Texte aller Lieder und Singspiele beim Verlag herunter laden.

2018. Pit Budde & Josephine Kronfli: Musik ist Heimat. Mit Kinderliedern aus aller Welt ein Zuhause schaffen. Ökotopia-Verlag, Aachen 2018. Dies ist eine Fortsetzung der beliebten Ökotopia-Reihe "Auf den Spuren fremder Kulturen": neben Liedern (mit Noten, freien Übersetzungen und CD-Einspielungen) werden Kinderspiele (Bewegungsaktionen), szenisch Gestaltungsideen, Fabeln, ochrezepte, Musizierangebote u.a. mitgeteilt. So enthält das 9 Seiten lange Kapitel "Syrien" nur das "Opas Esel"-Lied und der Maghreb-Teil enthält zwei Lieder. Ein Schwerpunkt der nach Regionen/Ländern geordneten Kapitel liegt auf Herkunftsländern von Flüchtlingen (ca. 100 von 150 Seiten).

2017. Julia Erche und Alexander Jansen haben Lieder, Tänze und Spiele von Flüchtlingskindern gesammelt und Anfang 2017 in einem sehr schönen Buch veröffentlicht: "Ich habe meine Musik mitgebracht", das im Don Bosco-Verlag erschienen ist. Neben Noten und Spielanleitungen gibt es auch eine CD, für die zahlreiche Titel sehr schmissig eingespielt sind. Bei vielen Titeln kann man das Original auch auf Youtube finden. Alles in allem, Ergebnis eines vorbildlichen Projekts von angwandter Feldforschung!

2016. Das Land Niedersachsen hat ein Liederbuch "Willkommen Niedersachsen" mit Kinderliedern aus Flüchtlingsländern herausgebracht, die : Info und Download hier! Zur Entstehung des Liederbuchs heißt es: Gabriele Eckstein-Scheuerer hat in Gaimersheim (Kreis Eichstätt, Bayern) zahllose Gespräche mit Flüchtlingen, Migrantenorganisationen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen in Flüchtlingseinrichtungen und Musikpädagoginnen und -pädagogen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern geführt. (Im Gegensatz zu Erche/Jansen 2017 fehlt Hintergrundinformation.)

2015. Ein Lieder- und Projektbuch "RADIO Vielfalt: Lieder und mehr" (Augsburg, 2. Auflage 2015 mit 2 CD's) ist in Augsburg entstanden. Infor über https://www.augsburg.de/aktuelles-aus-der-stadt/detail/radio-vielfalt-das-liederbuch-ist-fertig/, ferner ein Bericht unter http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Was-Kinder-zu-Hause-so-alles-singen-id33779272.html. Das Liederbuch enthält 18 Lieder, die Kinder mit Migrationshintergrund kennen und singen (allerdings noch keine Flüchtlingskinder). Zudem spielen Kinder Radioreporter und führen Gespräche mit Musikern.

Weitere Lieder aus Flüchtlingsländern: "Interkulturelle Musikerziehung vor neuen Herausforderungen?"

Musizieren mit Flüchtlingen

Bericht von einem Projekt an der Musikhochschule Weimar über Musikzieren mit Flüchtlimngskindern (Auszug aus dem Magazin der Hochschule Nr. 10/2016).

Bericht über ein Projekt des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg: Flüchtlingskinder probieren Musikinstrumente aus und improvisieren darauf (Auszug aus der Neuen Musikzeitung 5/2016, S. 32).

Annette Meisner: Singen mit Händen und Füßen. Singkreis im Flüchtlings-Erstaufnahmelager. In: Musik in der Grundschule 3/2016, S. 38-40. Sehr anschaulicher Bericht über ein Projekt mit Kindern, die kein Deutsch verstehen. Bericht download hier.

Jeschonneck, Birgit (2016): . Interview mit Georg Biegholdt über "multikulturelle Schulklassen". In Grundschule Musik 77 (2016), S. 6-7. Zitat "Allen gemeinsam ist: Sie lieben die TOP 40. Das ist dder gemeinsame musikalische Background und der verbindet in der Tat".

Die Abteilung für Elementare Musikpädagogik der Musikhochschule Mann heim führt das Projekt "Musik verbindet" durch. MitFlüchtlingskindern wird musiziert ohne die Absicht eines "Instrumentalunterrcihts". Ein erster Bericht vom 16.11.2016 hier (pdf).

Das Frankfurter Projekt "bridges - musik verbindet" hat mit einem 60-Personen-Orchester vor ausverkauftem hr-Sendesaal in Frankfurt am 19. April 2016 ein unvergessliches Konzert gegeben. Weitere Information auf der Ho,mepage dieser Initiative: http://www.bridges-musikverbindet.de/.

"Integrative HipHop-Workshops Würzburg" finden monatlich im "B-Hof" Würzburg statt, Infos hierzu: https://www.facebook.com/Hiphopumfwuerzburg/. Das Projekt wird ausführlich von Nadeshda Walowa/Kunze beschrieben und interpretiert (https://goo.gl/WuDMSn). Hier ist auf Seite 121-130 auch ein ausführlicher Projektbericht des Leiters Kilian Schick abgedruckt.

Sean Prieske: Musikprojekte mit Geflüchteten. In: Diskussion Musikpädagogik 80/2018, S. 18-24.

Über den Kölner Wilkommenschor liegt ein Bericht vor, der mehr als nur deskriptiv ist. Es wird dort u.a. das Problem des "Othering" reflektiert: Joachim Geigel/Nicole Lena de Terry "Musikalische Arbeit zwischen Zielgruppendenken und Solidarisierung". In: musikunterricht 4. Bildung-Musik-Kultur. Am Puls der Zeit, hg. vom Bundesverband Musikunterricht. Kassel/Mainz 2019, S. 66-69.

Der Deutsche Musikrat

Der Deutsche Musikrat stellt auf der Internetseite https://integration.miz.org/ Musikprojekten mit Flüchtlingen vor, die bei ihm gemeldet worden sind. Aus der Vielzahl der meist "kommunalen" Projekte sind im Folgenden solche erwähnt, die auch für den Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen relevant/vorbildlich sein könnten und die noch nicht abgelaufen sind:

Auf einer weiteren Seite werden speziell Projekt mit Singen und Chorarbeit vorgestellt: http://www.miz.org/fokus_musik_macht_heimat_singen_musizieren.html. Hervorzuheben sind:

Ebenfalls vom Musikrat stammt eine Befragung der Mitgliedsverbände vom Dezember 2016: "Über den Zeitraum von einem Jahr führte der Deutsche Musikrat unter seinen Mitgliedsverbänden eine Umfrage zum Thema „Geflüchtete im Musikland Deutschland“ durch. Ziel der Umfrage war es, Informationen zu den vielfältigen Initiativen für Geflüchtete in Deutschland auf Kommunal- und Länderebene zu sammeln und diese in Politik und Medien zu vermitteln" Download der Ergebnisse 2022 nicht mehr möglich (siehe hier).

Musik und Sprachförderung

"Lieder zum Ankommen. Sprachvermittlung und Sprachförderung durch Singen. Bausteine für den Unterricht mit zugewanderten Kindernn" heißt ein sehr umfangreiches (240 DinA4-Seiten) Buch von Ursula Kerkman, das zusammen mit einer CD im Helbling-Verlag (ISBN 978-3-86227-329-4) erschienen ist. Geordnet nach "Wortfeldern" zu Begrüßung/Verabschiedung, Bewegung, Ich-du-wir, Körper, Farben, Jahreskreis, Kleidung, Kalender, Nahrung, Rechts-Links, Tiere, Emotionen, Sprache, Verkehr, Zahlen weden über 100 passende Lieder (in der Regel aus fremden Quellen) vorgesellt und methodisch aufbereitet. Die Sammlung ist über 10 Jahre in der Arbeit mit Sprachförderklassen entstanden und seit 2015 im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen für die Arbeit mit Flüchtlingskindern zugespitzt worden. Bestellung und Inhaltsverzeichnis hier. .

An der Uni Regensburg führt das dortige Institut für Musikpädagogik (Magnus Gaul) das Forschungsprojekt SPRING (= "Sprachen lernne durch Singen und Bewegen") zum musik-unterstützen Deutschlernen von Flüchtkingskinder durch. Berichte hierüber beim Deutschlandfunk (hier) oder in der Neuen Musikzeitung 3/2016 (hier und hier).

Uni Osnabrück: Musikunterstütztes Sprachlernen von Flüchtlingskindern wird auch an der Universität Osnabrück untersucht und erprobt. Kurzinformationen dazu hier! Dazu gab es einen Fachtag "Musik - Sprache - Integration" am 28.4.2017 in Osnabrück. Zwischenberichte hier (mit ausführlicher Inhaltsangabe der Referate und Arbeitsgruppenthemen). Buchpublikation im Helblingverlag um 29.90 Euro. Filmbericht zur Tagung hier!
Dazu auch Dorothee Barth: Sprachfördernde Ansätze im Musikunterricht vor dem Hintergrund der Konstruktionund Reflexion Kultureller Identität - eine kritische Diskussion. In: Diskussion Musikpädagogik 80/2018, S. 30-36. Download hier!

Land Niedersachsen/Bertelsmannstiftung: Projekt " Musik Sprache Teilhabe. Film zum Teilprojekt " Musik spricht!". Das Projekt basiert auf Erfahrungen im Aufnahmelager Friedland. Das Niedersächsische Institut für Lehrerfortbildung (NLQ) erarbeitet Materialien zur Sprachförderung mit Musik. Es werden Module zur musikalischen Sprachfärderung entwickelt: 2016 für Lehrer/innen "Deutsch als Zweitsprache", ab Herbst 2017 für Sozialarbeiter/innen. Video aus einer Sprachlernklasse hier und aus dem Projekt hier.

Sprachförderung mittels HipHop hat das Pilotprojekt "Funky Wisdom" exemplarisch durchgeführt. Das Projekt wird ausführlich von Nadeshda Walowa/Kunze beschrieben und interpretiert (https://goo.gl/WuDMSn). Ein Bericht der Projektleiterin in den "Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie OBST 89. Ein weiterer Beitrag ist im Tagungsband des Osnabrücker Fachtages "Musik - Sprache - Integration" (siehe oben) Anfang 2018 zu erwarten.

"Die 1000 ersten Wörter" ist ein Projekt der Jungen Staatsoper Berlin. Die Junge Staatsoper lädt Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft Eschenallee dazu ein, den Grundwortschatz der deutschen Sprache anhand einfacher Melodien aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu erlernen. Wöchentlich treffen sich Musikpädagogen und Kinder und singen und musizieren gemeinsam. In den Liedern befinden sich die ersten 1000 Wörter des neu zu lernenden Wortschatzes. Die entstehende Sammlung wird den Kindern und weiteren Gruppen als »Lieder-Fibel« zur Verfügung gestellt, die sich dann bereits auf gefestigte Erfahrungen beziehen können. Info hier.

Sonstiges

Netzwerk Junge Ohren e.V. (Hg.): Forum "Transkulturelle Perspektiven". Projekte 2022-2023. Dokumentation hier.

Bericht vom Nürnberger Projekt "Anders Herum Denken". Beachtenswert vor allem die Wandtafeln, die Flüchtlingskinder gestaltet haben und die auf der Internetseite http://zusammenkunst.com/ ganz unten zu sehen sind.

Bericht über ein Filmprojekt "Spiel.Räume - Heimat ist WOANDERS" für Kinder von 11 bis 13 der Theaterpädagogik Oldenburg in Kooperation mit der Oberschule Osternburg, der Freizeitstätte Osternburg und dem Edith-Ruß-Haus Oldenburg. Genaueres hier!

Hinweis auf eine Buchpublikation: Anfang Mai 2016 erschien das Buch zum Projekt: Chormusik und Migrationsgesellschaft. Erhebungen und Überlegungen zu Kinder- und Jugendchören als Orte transkultureller Teilhabe. Hrsg. v. Karl Ermert. Wolfenbüttel: Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel 2016. (= Wolfenbütteler Akademie-Texte Bd. 66), 332 Seiten, 24,- €, Bestellungen über den Buchhandel (ISBN 978-3-929622-66-9)